Wenn ich solche Bilder sehe, entstehen in meinem Kopf immer gleich kleine Geschichten. Allein diese sieben Soldaten, die da um die Ecke spitzen – der Vorderste blitzt angriffswütig, der Letzte schaut angewidert auf seine Gegner, der in der Mitte steht da, als ob er lieber Briefe abstempeln würde, und der Kleine vorne mit dem Gewehr am Boden, den geht das irgendwie alles gar nichts an.  Wo werden sie sein am Abend dieses Tages? Streifen sie die Gewänder des Krieges ab und gehen zu dem an der Wand angeschlagenen „Bunten Abend“ ins Konzerthaus? Oder findet man sie auf einer Parteisitzung wieder? Gehen sie hungrig zu Bett? Lieben sie jemanden? Das Museum für Fotografie in Berlin zeigt noch bis zum 3. März 2019 eine tolle Ausstellung mit Pressebildern aus der Revolutionszeit in Berlin 1918/1919 und kombiniert das mit Dokumenten zur Unterhaltungskultur dieser Monate.
Bildnachweis: Otto und Georg Haeckel – Soldaten mit Waffen Unter den Linden, Ecke Charlottenstraße, November 1918
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek – Photothek Willy Römer / Gebrüder Haeckel